Winterradeln – Viking Biking

von Jos Philipp

Winter bike to work day – diese Aktion verschiedener Städte weltweit möchte den Menschen das Alltagsradeln auch im Winter möglichst komfortabel machen. Hierzu gehören zum Beispiel in der nördlichsten Großstadt Europas, im finnischen Oulu, kostenlose Heißgetränke oder Frühstück für Radfahrer*innen während der Rush hour. Viel wichtiger dabei ist aber ein ständiger Winterdienst, der zusätzlich auch noch regelmäßig evaluiert wird. Die Radwege sind immer vor 7 Uhr morgens durch den Winterdienst präpariert. Der Aufwand ist es wert, der Radanteil liegt im Winter immer noch bei etwa 12 % im Modal Split. Und das trotz Schnee an über 100 Tagen im Jahr bei einer Durchschnittstemperatur im Winter frühmorgens von -12 °C.

In München ist das Winterradeln immer seltener möglich – eine Folge des Klimawandels. Wie Traurig! Denn es gibt kaum ein schöneres Gefühl als das Pieksen der kleinen Kristalle einer Schneeflocke im Gesicht, das dumpfe Rollen der Räder im frischen Schnee oder die Sicht durch märchenhaft anmutende Lichtverhältnisse. Mit geeigneter Jacke, dicken Handschuhen, einer wärmenden Hose sowie einer Mütze unter dem Helm kein Problem. Gerade wenn die Sonne herauskommt ist dann noch eine Sonnenbrille nötig, denn die Reflektionen der weißen Pracht überfordern die Augen in der dunklen Jahreszeit schnell.

Der Spaßfaktor ist auf dem Fahrrad (fast) immer gegeben. Schnell abgestiegen und eine Schneeballschlacht veranstaltet oder einen Schneemenschen gebaut. Dies ist in den Parks an der Isar oder auch in der Stadtmitte möglich; es muss nur genug Schnee vorhanden sein. Dazu ist keine Parkplatzsuche nötig und auch die Winterkleidung muss nicht erst eingepackt und angezogen werden, praktischerweise ist sie schon am Körper.

Viel störender ist da schon der Regen, der mit dem Klimawandel natürlich auch zunimmt. Aber auch hier gibt es Abhilfe. Gut eingepackt ist auch Regen trocken durchfahrbar. Denn die kurze Fahrt zum Supermarkt oder dem Einzelhandel, zu Freunden oder ins Restaurant dauert mit dem Rad in der Regel nicht mehr als 20 Minuten, meist sogar nur wenige Minuten.

Nicht ganz so romantisch geht es hingegen für alle Radpendler*innen zu. Die Möglichkeit für einen Schneeengel, einen Schneemenschen oder eine Schneeballschlacht besteht zwar auf dem Weg zur oder von der Arbeit. Dennoch ist die Fahrt auf den Radwegen Münchens bei Schnee eine Herausforderung der besonderen Art. Denn der Winterdienst auf Münchens Radwegen ist nicht am RadlVorrang-Netz ausgerichtet und nicht so ausgerüstet, dass  auf geräumten Radwegen gefahrlos Radgefahren werden kann.

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Über MunichWays

Die Aktiven von MunichWays haben sich zum Ziel gesetzt, München für den aktiven Verkehr attraktiver zu gestalten (zu Fuß und mit dem Fahrrad) . Hierzu wurde ein Konzept für das sogenannte RadlVorrang-Netz erarbeitet. Dieses umfasst Radverbindungen innerhalb Münchens und an die Stadtgrenze, welche wichtig für die innerstädtische Verknüpfungen und Erreichbarkeit sind. Diese verfügen über meist vorhandene Radwege, können aber auch Lücken aufweisen. Die entsprechenden RadlVorrang-Strecken sollen auch gleichzeitig ein zügiges Vorankommen mit möglichst wenig Stopps an Ampeln und Kreuzungen ermöglichen.

4 Kommentare
  1. Peter
    Peter sagte:

    Eine tolle Aktion! Winterradeln ist für so manchen auch kein Freizeitsport, sondern man muss mit dem Rad zur Arbeit. Da muss der Winterdienst und die Schneeräumung gewährleistet sein, gerade in den großen Städten, wo viele Menschen arbeiten.

  2. Andreas Jakob
    Andreas Jakob sagte:

    Grundsätzliche teile ich ja die Einschätzung, dass in Sachen Schneeräumung/Winterdienst auf den Münchner Radlstrecken noch ziemlich Luft nach oben ist. Manchmal wird man aber auch positiv überrascht: Die wassergebundene südliche Naherholungsgebiet-Strecke parallel zur Max-Born-Straße (zwischen Dachauer Straße und Triebstraße), die in den vorangegangenen Jahren nach Schneefall kaum mehr fahrbar war, wurde in der vergangenen Woche (11.1.-15.1.2021) super „abgeschoben“, und war (mit Spikes) toll nutzbar.
    Die nördlich des Rangierbahnhofes gelegenen Strecken, die überwiegend gar nicht geräumt werden, nähern sich dagegen schon wieder dem Zustand „holprige Eispiste“ an. Noch einmal Schneefall, antauen, Spur-Rillen-Bildung, wieder anfrieren, dann geht da nichts mehr.

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